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Subject: Re: Vom Schwurbelkönig 2.0 zum Fall Winnenden
Post by Chris LeickPost by Roland WhitePost by Chris LeickAber da fällt mir eine Äusserung der NRA nach dem
Columbine-Massaker ein: "Wenn jeder der Schüler eine Waffe gehabt
hätte, wäre der Attentäter nicht weit gekommen." Wenn man heute die
Tageszeitungen liest, sieht man, dass unsere Politiker ähnlich
denken. Von einer Verschärfung der Waffengesetze halten die nichts.
Außerhalb totalitärer Systeme ist das deutsche Waffenrecht schon
jetzt so ziemlich das strengste weltweit. In anderen Ländern mit
weit weniger restriktiven Regelungen gibt es üblicherweise auch weit
weniger Schußwaffenmißbrauch.
Ich kenne nur die (verheerenden) Zahlen aus den USA.
Interessant. Mir war bisher nur bekannt, daß in den Staaten mit der
höchsten Schußwaffendichte der Mißbrauch am geringsten ist, während zum
Beispiel in New York, wo privater Schußwaffenbesitz schlicht verboten
ist, mit am meisten passiert. Aber wenn Du was anderes beisteuern
kannst, dann leg' los.
Die antiliberalen Knallköppe sind doch komplett von Michael Mooron
verblödet worde.
Hier mal was zum lesen:
Bowling for Columbine?
Film: Der Film ist so betitelt, da im Film vermutet wird, dass die zwei
Attentäter auf der Columbine High School in Littleton (Colorado) vor dem
Massaker um 6:00 Uhr eine Kegelstunde hatten.
Wirklichkeit: Nach Angaben der Polizei schwänzten die Attentäter die
Kegelstunde an diesem Tag. [4]
Waffe für's Konto?
Film: Im Film marschiert Moore in eine Bank, wo er nach fünf Minuten direkt
in der Bank eine Waffe als Prämie bekommt.
Wirklichkeit: Jan Jacobson, die Bankangestellte im Film: "Was in der Bank
passierte war eine vorher arrangierte Sache. Normalerweise muss man eine
Woche oder zehn Tage warten." Bei der Bank kommt man sich nach dem Film
ziemlich benutzt vor. Laut Angaben der Angestellten hat Moores Filmfirma
ein Monat daran gearbeitet, die Szene so zu filmen. [4] Bei dem Gewehr
handelt es sich um eine von mehreren Prämien, die zur Auswahl stehen.
Normalerweise wird sie bei einem lizenzierten Waffenhändler gekauft und ist
auch dort abzuholen, nach einem Backgroundcheck. Für den Film wurde das
Gewehr dort abgeholt und in die Bank zur fingierten "Übergabe" gebracht.
[5] Helen Steinman, die Kundenbetreuerin in der Bank (auch im Film zu
sehen), bestätigt: "Man kann nicht einfach hereinkommen und eine Waffe
erhalten." Moore gab nur vor, ein neues Konto zu eröffnen. [6]
Rassistische Wahlwerbung?
Film: Nach dem Hinweis auf rassistische Symbole zur Angstmache, wird ein
Werbespot aus dem Bush/Quayle Wahlkampf 1988 gezeigt. Ein Hafturlaub für
Gefangene in Massachusetts wird kritisiert durch Bilder von Häftlingen, die
ein Gefängnis verlassen. Dabei ist der scheinbar zum Spot gehörige Text
eingeblendet "Willie Horton freigelassen. Daraufhin mordet er wieder."
Wirklichkeit: Die Texteinblendung ist eine nachträgliche Einblendung durch
Moore in fast identer Schrift des Originaltextes, die nicht Teil des Spots
war. Außerdem ist der Text falsch. Horton (ein Schwarzer im Gefängnis wegen
Mordes) tötete nach dem Hafturlaub nicht wieder, sondern vergewaltigte eine
Frau. Diese Fälschung soll das begleitende Statement stützen, "Ob du ein
psychopathischer Mörder oder Präsidentschaftskandidat in den USA bist, die
eine Sache, mit der du immer rechnen kannst, ist die Angst des weißen
Amerikas vor dem schwarzen Mann." [7], [8]
Schulmassaker und NRA Versammlung in Denver
Film: Scheinbar kurz nach dem Massaker an der Columbine High School
(Colorado), hält die NRA (National Rifle Association, nationale Vereinigung
von Waffenbesitzern) eine Versammlung in Denver (Colorado) ab. Nachdem die
weinenden Opfer zu sehen sind, wird Charleton Heston eingeblendet, der mit
einem Gewehr in der Hand sagt "Ich habe nur fünf Wörter für euch - nur aus
meiner kalten, toten Hand!", was so aussieht, als wäre es an die Opfer
gerichtet oder jene, die ihn nun entwaffnen wollten. Nach einer kurzen
Abblende, setzt er offenbar fort: "Ich sagte zum Bürgermeister, als
Amerikaner sind wir frei, zu reisen wohin wir wollen in unserem weiten
Land." Kurze Abblende, Heston schließt scheinbar triumphierend seine Rede:
"Kommt nicht her?! Wir sind schon hier!"
Wirklichkeit: Das erste Zitat stammt aus einer Dankesrede Hestons für ein
geschenktes, handgemachtes Gewehr (jenes in seiner Hand), die ein Jahr
später in North Carolina gehalten wurde. Durch die Abblende fällt nicht
auf, dass Heston anders gekleidet ist. Die Versammlung in Denver war keine
Demonstration in Zusammenhang mit dem Schulmassaker, sondern eine
Jahresversammlung, die schon Jahre vorher geplant worden war. Die NRA sagte
trotzdem alle Veranstaltungen vor Ort ab, nur die verpflichtende jährliche
Wahlversammlung für die Mitglieder, die nicht abgesagt oder verschoben
werden konnte, fand in eingeschränkter Form statt. Heston schrieb dazu an
die Mitglieder "Aber die Tragödie in Littleton letzten Dienstag appelliert
an uns, [...] unseren Terminplan zu ändern, um unser tiefes Mitgefühl und
unseren tiefen Respekt für die Familien und Gemeinden in und um Denver zu
zeigen in ihrer Zeit großen Verlustes." Die weiteren Zitate sind
zusammengestückelt und damit entstellt: "Ich sagte zum Bürgermeister ..."
geht so weiter: "... ich meldete mich mit 18 freiwillig für den Krieg, an
dem sie wollten, dass ich teilnehme." - "Kommt nicht her?" steht in diesem
Zusammenhang: "NRA Mitglieder sind im Rathaus, Fort Carson, NORAD, der Air
Force Academy und dem Olympic Training Center. Und ja, NRA Mitglieder sind
sicherlich bei den Polizei-, Feuerwehr-, und SWAT team-Helden, die ihr
Leben riskiert haben, um die Schüler von Columbine zu retten. Kommt nicht
her? Wir sind schon hier! Diese Gemeinde ist unser Zuhause. Jede Gemeinde
in Amerika ist unser Zuhause. Wir sind ein 128 Jahre alter fester
Bestandteil des typischen Amerikas. Die im zweiten Verfassungszusatz
festgehaltene Ethik des gesetzestreuen, verantwortlichen
Feuerwaffenbesitzes deckt den breitest denkbaren Querschnitt amerikanischen
Lebens ab. Daher haben wir das selbe Recht wie alle anderen Bürger, hier zu
sein. Um mitzuhelfen, den Schmerz zu tragen und unsere Trauer zu teilen und
unsere respektvolle, klare Stimme anzubieten in der nationalen Debatte, die
um diese Tragödie ausgebrochen ist. NRA Mitglieder sind zu allererst
Amerikaner. Das bedeutet, dass wir - was immer wir für Meinungsunterschiede
haben - respektvoll anderen gegenüber sind und zu einander halten,
besonders, wenn wir nicht derselben Meinung sind." Die Schnitte sind durch
Bildwechsel nicht zu erkennen. [9]
Schulmord und NRA Versammlung in Flint
Film: Wieder scheint es so, als würde die NRA als Reaktion auf den Mord in
einer Schule nördlich von Flint eine Versammlung vor Ort abhalten. Moore
behauptet "Genauso wie er es nach der Columbine Schießerei tat, trat
Charlton Heston in Flint auf, um eine große Pro-Waffen Kundgebung
abzuhalten." Durch Hinweis auf eine Meldung auf der NRA Website entsteht
der Eindruck, dies hätte 48 Stunden nach der Schießerei stattgefunden.
Wirklichkeit: Heston hielt seine Rede bei einer Wahlveranstaltung in Flint,
die acht Monate nach der Schießerei stattfanden. Bush und Gore waren dort,
genauso wie Moore selbst, der für die Partei von Ralph Nader Kundgebungen
abhielt. Das Datum bestätigte Moore nachträglich gegenüber der Times of
London, stritt jedoch ab, die Zuseher absichtlich fehlgeleitet zu haben.
Auf den Seiten von David T. Hardy wird allerdings ausgeführt, wie die
Assoziation der 48 Stunden geschickt geweckt wird. [9]
Charlton Heston ein Lügner und Rassist?
Film: Beim Interview mit Heston, stellt ihn Moore bezüglich der Kundgebung
in Flint zu Rede und fragt entrüstet, ob er sich denn nicht bei den
Menschen in Flint entschuldigen möchte, dass er so unsensibel war, nach
Flint zu kommen. Indem Heston bestreitet, davon gewusst zu haben, als er
nach Flint kam, erscheint er als feiger Lügner. Moore drängt ihn dann zu
einer Antwort, warum es in den USA zu mehr Gewalt als anderswo komme (was
er als Tatsache anführt und worauf er ja meint, es gäbe eine klare Antwort
- siehe unten). Heston schlägt dann vor, es könnte mit der größeren
ethnischen Durchmischung zusammenhängen und fügt an, "wir hatten genug
Probleme mit Bürgerrechten am Anfang." Im Zusammenhang mit Moores These,
dass Waffenbesitz von rassistischen Ängsten motiviert ist, erscheint Heston
als Rassist, der den hohen Anteil and Schwarzen und die
Bürgerrechtsbewegung für Gewalt verantwortlich macht.
Wirklichkeit: Der Zuseher hat noch immer den Eindruck, Heston wäre als
Reaktion auf die Schießerei 48 Stunden später nach Flint gekommen. Er
selbst erinnert sich bloß an die Wahlveranstaltung viel später, die
natürlich in keinerlei Beziehung zum Mord stand. Seine Äußerung zu den
Bürgerrechten wird erst verständlich, wenn man sich Hestons Vorgeschichte
ansieht: In den frühen 1960er Jahren, als die Bürgerrechtsbewegung um
Anerkennung kämpfte, wurden einige ihrer Aktivisten ermordet. Die Kennedy-
Regierung empfand das Thema als zu heiß und bot kaum Unterstützung an. Da
engagierte sich Charlton Heston, indem er persönlich vor diskriminierenden
Lokalen streikte. Er arbeitete mit Martin Luther King zusammen und half
schwarzen Schauspielern in Hollywood, führte sogar die Schauspieler bei
Kings Protestmarsch 1963 an, der zur rechtlichen Verankerung von
Bürgerrechten 1964 führte. Bis heute ergreift Heston für die
Gleichberechtigung das Wort. Die Äußerungen im Interview sind bis zu ihrem
Gegenteil verkürzt. Dies wird deutlich an der Uhr, die im Hintergrund an
der Wand zu sehen ist. Zwischen zwei Einstellungen sind die Zeiger um 23
Minuten vorgerückt. Abgesehen von diesen Manipulationen ist es natürlich
auch grundsätzlich nicht gerade die feine Art, wenn ein gut vorbereiteter
Journalist einen alten, nicht vorbereiteten, an Alzheimer leidenden Mann in
seinem Zuhause überrumpelt. Egal, ob man dessen Meinungen teilt oder nicht.
Auch auf eine Manipulation der Schluss-Szene, die wohl eines der
selbstgerechtesten und selbstverliebtesten Momente des Films darstellt,
gibt es Hinweise. Siehe dazu die Seite von David T. Hardy. [9]
Analogie zwischen NRA und KuKluxKlan?
Film: Moore weist auf das selbe Gründungsjahr von NRA und KKK hin, was
ideologische Nähe suggerieren soll. Diese Analogie wird durch eine
Zeichentricksequenz verstärkt, bei der ein Klan-Mitglied die Kutte ablegt
und zum NRA-Mitglied wird, das dann beim Anzünden eines Kreuzes behilflich
ist.
Wirklichkeit: Die National Rifle Association wurde 1871 durch einen
Gesetzesakt auf die Bitte früherer Unionsoffiziere hin gegründet. Da die
Gründung von der Seite der Unionisten ausging, war sie geradezu
ausdrücklich gegen die Südstaatler gerichtet. Der Klu Klux Klan wurde 1866
gegründet und rekrutierte sich aus Rassisten aus den Südstaaten, die die
Abschaffung der Sklaverei nicht hinnehmen wollten. Unter den Unionstruppen
spielten Schwarze eine große Rolle, denen auch nach dem Krieg oft nur ihre
Bewaffnung und die NRA Schutz boten. Schließlich wollten die Klan-
Mitglieder, und nicht nur sie, bewaffnete Schwarze schon gar nicht dulden.
Wesentlicher Teil und meist Anfang der Gewalttaten gegen Schwarze bestand
in gewalttätiger Entwaffnung, dies war eine wichtige Forderung des KKK.
Präsident Ulysess S. Grant, späterer Vorsitzender der NRA, war der
bedeutendste Gegner des KKK: Er unterzeichnete das Gesetz zur Bekämpfung
des Klans und ließ 5.000 Personen verhaften. Der berühmte schwarze Liberale
Frederick Douglass drückte seine größte Anerkennung für Grant aus. Grant
als Vorsitzender der NRA wurde abgelöst von General Sheridan, der sich
ebenfalls beim Kampf gegen den KKK einen Namen gemacht hatte. Weit entfernt
davon, ein Sammelbecken für rechte Waffennarren zu sein, gehören der NRA
viele Schwarze und natürlich auch Demokraten an, sogar Moore war ja
Mitglied auf Lebenszeit (seine Ausrede, er wurde Mitglied, um den Vorsitz
der NRA zu übernehmen und zu einer Lobby für strengere Waffengesetze zu
machen, ist nicht wirklich glaubwürdig). [9] Die Zeichentrick-Sequenz hat
übrigens nichts mit South Park zu tun, sondern wurde eigens für den Film
angefertigt.
Kind wird zu Mörder, weil Mutter arbeiten muss?
Film: Moore beschuldigt das "Sozialhilfe-gegen-Arbeit"-Programm und den
Hollywood-Produzenten und Restaurantketteninhaber Dick Clark,
verantwortlich für den Mord eines Sechsjährigen an einer Gleichaltrigen in
der Schule nahe Flint (Michigan) zu sein. Der Täter wird als
unverstandener, netter, kleiner Junge porträtiert und es wird behauptet
"Niemand wusste, warum der kleine Bub das kleine Mädchen erschießen
wollte." Laut Moore passierte die unfassbare Tat, da die Mutter des Jungen
zuwenig Zeit mit ihm verbringen konnte, was ihn scheinbar in die
Verzweiflung trieb. Die Mutter konnte ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit
schenken, da sie arbeiten musste: In Michigan ist der Bezug von Sozialhilfe
an die Bedingung geknüpft, eine Arbeit anzunehmen. Angestellt wurde die
Mutter in einem Lokal der Restaurantkette "American Bandstand", die Dick
Clark gehört.
Wirklichkeit: Der Junge wurde schon vor der Tat von der Schule suspendiert,
da er versuchte, ein anderes Kind mit einem Bleistift zu erstechen. Mit dem
Mordopfer kämpfte er schon am Tag vor der Tat. Seither hat er noch ein Kind
mit einem Messer erstochen. Seine Mutter hatte drei Kinder mit drei
verschiedenen Vätern und war wegen Drogenhandel vorbestraft, der Vater des
Jungen war wegen Diebstahl und Drogenhandel im Gefängnis. Sie verließ den
Jungen, welcher bei seinem Onkel und einem Freund in einem Haus leben
musste, das voll von Waffen, Munition und Drogen war - der örtliche
Hauptumschlagplatz für crack. Die Tatwaffe war gestohlen, der Onkel hatte
sie gegen Drogen erstanden. Auch die Tante und Großmutter des Jungen wurden
des Drogenhandels überführt. Die Mutter hatte das Sorgerecht für ihre Söhne
schon vor der Tat verloren. Der Junge wurde wahrscheinlich mehrfach
misshandelt. Die Mutter gab zu, eines ihrer anderen Kinder festgehalten zu
haben, so es dass zwei befreundete Männer mit einem Gürtel auspeitschen
konnten. Als die Polizei die Familie abführte, applaudierten die Nachbarn.
Nette, missverstandene Familie? Arme, ausgebeutete Mutter? [4], [5], [6],
[9]
Gemeinsam gegen Kugeln im Supermarkt?
Film: Gemeinsam mit zwei Opfern der Schießerei an der Columbine High School
konfrontiert Moore Vertreter der Supermarktkette Kmart damit, dass Munition
in ihren Filialen verkauft wird.
Wirklichkeit: Offenbar waren die beiden Opfer, Richard Castaldo (im
Rollstuhl) und Mark Taylor nicht über Moores Absicht informiert, jedenfalls
behaupten dies beide. Während Castaldo die Aktion aber wegen ihres Ziels
für gerechtfertigt ansieht, ist Taylor (der rundliche Junge) anderer
Meinung: "Ich bin vollkommen gegen ihn (Moore). Er hat mit verarscht. Er
hat uns vollkommen ausgenutzt, um Geld zu machen. Ich hatte keine Ahnung,
was Moores Agenda war. Und er hatte eine Agenda. Er hatte alles vorher
geplant, vollkommen." Obwohl Taylor noch Kugeln der Schießerei im Körper
hat, sagt er: "Ich glaube, dass jeder Amerikaner das Recht hat, eine Waffe
zu besitzen. Wir sollten das Recht haben, uns zu schützen." Laut Taylor
sagte Moore den Jungen nur, er würde einen Film drehen und dazu würden sie
mit dem Kmart-Vorsitzenden über der Erhöhung der Sicherheit beim Waffen-
und Munitionsverkauf sprechen. [10]
USA - das Land mit den meisten Schussopfern?
Film: Moore vergleicht die USA mit anderen Ländern durch die Angabe der
Zahl an Ermordeten durch Schusswaffengebrauch: Kanada 165, Deutschland 381,
Australien 65, Japan 39, USA 11.127.
Wirklichkeit: Bloße Zahlen sind an sich schon wenig aussagekräftig, v.a.
das Jahr und der Vergleich zur Bevölkerungszahl fehlen. Doch nicht einmal
die Zahlen selbst sind verifizierbar, es scheint sich um einen Mix
verschiedener Jahre und Zählarten zu handeln, teilweise sind Polizei- und
Selbstmordopfer inkludiert, teilweise nicht. Laut FBI liegt die Zahl für
die USA bei 8.719 für 2001, 8.661 für 2000 und 8.480 für 1999.
International liegen die USA damit auf 23. Stelle - in Südafrika ist die
Rate zehnmal so hoch, in Russland viermal so hoch, in der Ukraine und
Estland zweimal so hoch. Die Rate an Vergewaltigungen wiederum ist in den
USA wesentlich niedriger als in Kanada oder Australien. [9]
Munition auch in Kanada frei erhältlich?
Film: Moore kauft beiläufig in einem Walmart-Supermarkt in Kanada Munition,
ohne irgendeine Frage beantworten zu müssen und meint: "Schaut mal, was ich
als Ausländer in einem lokalen kanadischen Walmart machen kann. [
] Ich
könnte so viel Munition kaufen wie ich wollte in Kanada."
Wirklichkeit: Kanadische Behörden weisen darauf hin, dass der Kauf
gefälscht oder illegal gewesen sein muss. Seit 1998 kann man in Kanada
keine Munition ohne Ausweis kaufen. Seit 01.01.2001 müssen Nicht-Kanadier
eine Feuerwaffen-Leih- oder -Import-Lizenz vorweisen. Im übrigen ist dies
einer der vielen Momente, wo Moore seinen eigenen Thesen widerspricht. (So
geht das mehrmals: In Kanada ist alles viel besser, aber nichts anders.)
[9]
Stolz darauf, Vietnamesen zu Weihnachten getötet zu haben ?
Film: Ein B-52 Bomber wird gezeigt, der in der Air Force Academy
ausgestellt ist. Darunter ist eine Plakette angebracht. Moore weist
spöttisch darauf hin, dass die Plakette "stolz verkündet, dass dieses
Flugzeug vietnamesische Menschen am Weihnachtsabend von 1972 getötet hat."
Wirklichkeit: Auf der Plakette steht tatsächlich: "Abgeflogen vom Utapao
Royal Thai Marineflugfeld in Südostthailand, schoss die Mannschaft der
'Diamond Lil' eine MIG nordöstlich von Hanoi während der Aktion 'Linebacker
II' am Weihnachtsabend 1972 ab." [9] Dies wird deshalb mit einer Plakette
geehrt, da der Abschuss des beweglichen Jagdflugzeuges MIG durch den trägen
Bomber B52, bevor ersteres letzteren abschießt, sehr unwahrscheinlich ist.
Strengere Waffengesetze in Kanada führen zu weniger Mordopfern?
Film: Moore widerspricht sich in diesem Punkt zwar, indem er anführt, dass
es in Kanada genauso viele Waffen in Privatbesitz gibt wie in den USA, und
versucht die höheren Mordraten in den USA über eine Kultur der Angst zu
erklären (siehe unten). Trotzdem attackiert er mehrmals die NRA wegen ihrer
ablehnenden Haltung zu schärferen Waffengesetzen und erweckt den Eindruck,
ein Verbot von Handfeuerwaffen könnte die Mordrate in den USA senken.
Wirklichkeit: Tatsächlich gibt es in Kanada wesentlich weniger
Handfeuerwaffen und strengere Regelungen. Doch führt das zu weniger
Schusswaffenopfern? Kanadas National Post schreibt 2002: "Torontos
kürzliche Welle von Morden auf offener Straße - mehr als 40 seit Anfang
2001 - widerlegt die Behauptung, Ottawas Waffenregistrierung macht Kanada
sicherer [
]. Tatsächlich hat die [verpflichtende] Registrierung [von
Handfeuerwaffen] nichts dazu beigetragen, den Gebrauch von Handfeuerwaffen
bei Mord einzuschränken: In den letzten 15 Jahren hast sich der Anteil
aller Feuerwaffenmorde, die mit Handfeuerwaffen begangen wurden, fast
verdoppelt von nur einem Drittel auf fast zwei Drittel." [11]
Kultur der Angst
Film: Die zentrale These des Films ist, dass in den USA eine "Kultur der
Angst" vorherrscht, die u.a. für die erhöhte Waffengewalt verantwortlich
ist. Diese Angst wird laut Moore durch übertriebene Medienberichterstattung
über Waffengewalt geweckt. Insbesondere stützt sich Moore dabei auf die
Arbeit von Professor Barry Glassner, der auch ein Buch mit dem Titel
"Culture of Fear" verfasst hat. Glassner wird im Film kurz interviewt.
Wirklichkeit: Interessanterweise fällt Moore sein inhärenter Widerspruch
nicht auf: Er dreht einen Film, der vorgibt, zu ergründen, warum die
Waffengewalt in den USA so hoch ist. Die These die er vorschlägt, besagt,
die Medien übertreiben die Waffengewalt, darum haben alle Angst, deshalb
ist die Waffengewalt so hoch. Nochmals langsam: Wenn die Medien
übertreiben, hieße das, die Waffengewalt wäre gar nicht so hoch. Wenn sie
wirklich so hoch ist, warum meint er dann, die Medien übertreiben? Was tut
sein Film eigentlich? David T. Hardy meint: "Wir könnten weiter gehen und
fragen, ob Moores Film nicht illustrativ ist für das, was er verurteilt.
Moore argumentiert, dass die Medien (a) die Realität verzerren und (b) die
Angst vor anderen anstacheln, denn (c) Angst ist gut für einen schnellen
Dollar. Moore verzerrt die Realität, stachelt die Angst vor anderen an
('Sind wir eine Nation von Waffennarren oder bloß Narren?') und, nun, er
machte mehrere Millionen schnelle Dollar." [9]
Wirklich lustig wird es, wenn man sich die Thesen von Prof. Glassner
genauer ansieht: Dieser kritisiert die Medien dafür, dass sie aus Gründen
des Sensationalismus einzelne Vorfälle dramatisieren und das Gesamtbild aus
dem Auge verlieren. In seinem Buch präsentiert er ein wesentliches Beispiel
dafür: Amokläufe an Schulen! Die Medien konzentrieren sich auf die
vereinzelten Amokläufe, die zweifellos erschreckend sind und schildern sie
in allen dramatischen Details, während es dreimal so wahrscheinlich ist,
von einem Blitz getroffen zu werden, als bei einer solchen Schießerei
umzukommen. Glassners These richtet sich damit im wesentlichen gegen den
Film "Bowling for Columbine". Man muss diese These freilich nicht teilen,
aber richtig wiedergeben sollte man sie doch. [11]
Interessanterweise ist der Zusammenhang zwischen hoher
Medienberichterstattung über Mordfälle und der Mordrate empirisch nicht zu
finden, sondern ganz im Gegenteil: Während - wie im Film erwähnt wird -
seit den frühen 1990ern die Berichte über Morde um 600% anstiegen, gingen
Morde durch Feuerwaffen - was der Film nicht erwähnt - seit den 1990ern in
den USA dramatisch zurück.
Massenvernichtungswaffen in Littleton?
Film: Moore stellt einen Zusammenhang her zwischen der Produktion von
"Massenvernichtungswaffen" aus der Fabrik von Lockheed Martin in Littleton,
welche aus Gründen der Geheimhaltung "in der Nacht durch die Stadt rollen,
während die Kinder schlafen" und dem Amoklauf an der Columbine High School.
Dabei zeigt er riesige Raketen, die dort hergestellt werden.
Wirklichkeit: Die Fabrik stellt keine Waffen her. Bei den Raketen handelt
es sich um Transportraketen für Fernseh- und Wettersatelliten. Diese werden
in der Nacht transportiert, da sie aufgrund ihrer Größe Konvois benötigen,
nicht zur Geheimhaltung.